Mittwoch, 23. Januar 2013

14. April, Kakamas > Kgalagadi Transfrontier Park, Rooiputs

Zivilisation hat so ihre Nachteile: kurz nach Sonnenaufgang weckt uns das gar liebliche Röhren des Motorboots und auch das wohltönende Spaß-Kreischen lässt nicht lange auf sich warten. Als vorteilhaft erweist sich hingegen der gepflegte Rasen, der unseren nackten Fußsohlen schmeichelt, ebenso wie das luxuriöse Sanitärgemach, das uns in einem der Bungalows zur Verfügung gestellt wurde. Damit jedoch erschöpfen sich die Pros und Contras, die uns ohnehin nur am Rande tangieren, denn heute geht es weiter in den Kgalagadi Transfrontier Park (KTP), wo uns schon das nächste Stück Wildnis erwartet – hoffentlich. Nach einem ausgiebigen Frühstück und einem völlig sandfreien Lagerabbau also springen wir voller Vorfreude ins Auto, checken aus, düsen raus auf die N14 und streben unserem nächsten Abenteuer in Wüstengefilden entgegen; diesmal ist es die Kalahari im Grenzgebiet zwischen Südafrika und Botswana, die wir erkunden wollen. Bevor wir uns jedoch dort für die erste Nacht auf botswanischem Staatsgebiet niederlassen dürfen, fernab aller Motorboote und kreischender Wasserskifahrer, liegt erneut einiges an Strecke vor uns. Nach knapp vierzig Kilometern allerdings erreichen wir schon Keimoes, ein kleines, freundliches Städtchen, in dem wir mal wieder unsere Vorräte auffüllen müssen. Das mag etwas verwundern, hatten wir doch erst gestern in Port Nolloth eingekauft, aber dieser abermalige Shop-Stopp hat seine Gründe. Erstens sind die Kühlkapazitäten im Auto begrenzt, weswegen wir Frischwaren immer möglichst spät einmarkten – 24 Stunden hin oder her können da zwischen Genuss und Verderb entscheiden – zweitens bekommt man nicht an jedem Ort all das, was auf der Liste steht und drittens habe ich morgen Geburtstag. Um diesen Tag gebührlich begehen zu können, wurde ich nach meinen kulinarischen Wünschen fürs Dinner befragt. Und die waren schnell formuliert: Wildfilet, vorzugsweise Eland oder Springbock, am Lagerfeuer gegrillt, dazu Bratkartoffeln und Tomatensalat, das Mahl eröffnet mit einem Sekt zum Anstoßen, akkompagniert von einem fruchtigen Rosé aus der Glasflasche – anstelle des sonstigen, schnöden Biers oder Kanisterrotweins. Gewünscht, besorgt. Alles außer des Wildfilets. So etwas gibt es hier nicht, zumindest nicht im Supermarkt, vor dem wir geparkt haben.

Doch an der nächsten Straßenkreuzung, gut einsehbar von unserem Standort aus, weist ein verheissungsvolles Schild nach rechts. Slaghuis steht da zu lesen, Metzgerei. Na, wenn das keine glückliche Fügung ist! Flugs entern wir das Auto und folgen der Beschilderung zum angekündigten Carnivorentempel, der sich aber bedauerlicherweise nur als recht mager sortierte Fleischerei erweist. Mager sortiert für deutsche Vorstellungen, da wir ja wurstwarentechnisch aus dem Vollen zu schöpfen gewöhnt sind. Für südafrikanische Verhältnisse hingegen ist dieser Laden wohl schon eher ein Etablissement der gehobeneren Art. Leider aber erhalten wir auch hier kein Wildfleisch, lediglich Lamm und Rind kann man uns offerieren. Und mir als zukünftigem Geburtstagskind obliegt nun die schwere Entscheidung. Schließlich, nachdem ich ein wenig in mich hineingehorcht habe, wähle ich ein makelloses Stück Rindfleisch, das ich vor meinem geistigen Auge schon als zart rosafarbenes Roastbeef vorüberschweben sehen kann. Mhmm! Während Annette, nach dem Erwerb meines Gustostückchens, noch etwas Hackfleisch und ein paar Boerewors-Schnecken für den Alltagsverzehr einschweißen lässt, richte ich mein Augenmerk zwischenzeitlich auf etwas anderes, ebenfalls Rosafarbenes: die Wurst in der Kühltheke. Nun bin ich ja ohnehin kein großer Wurstfan, aber was hier in der Auslage liegt, lässt mich regelrecht erschaudern. Die Produkte sind von einem einheitlichen Schweinchenrosa, es wirkt, als hätte der Metzger einen riesigen Bottich voller Brät mit pinker Speisefarbe versetzt und anschließend einen Teil der Masse in verschiedene Plastikdärme gepresst, den anderen Teil zu hautlosen, wienerähnlichen Gebilden geformt. All diesen wurstoiden Teilen jedoch ist eines gemein: die Speisefarbe scheint sich im Fleischteig nicht vollständig gelöst zu haben und diese resistenten Farbgranulate durchsetzen das Brät nun mit intensiv magentafarbenen, winzigen Pünktchen, die unter Bildung von mittelrosa Höfen in den umliegenden Teig ausbluten. Ein echt gewöhnungsbedürftiger Anblick! Dennoch gibt es etwas, was mich an zuhause erinnert. Eine Mama in Begleitung eines kleinen Jungen kauft ein, bezahlt, die Verkäuferin gibt Wechselgeld heraus und übereignet in diesem Zuge dem Knaben eines der hautlosen Würstchen. S’Madl mag scho a Wurscht, gell?! Mit derartigen Worten wurde ich als Kind von der Fleischereifachverkäuferin unseres Vertrauens beim wöchentlichen Einkauf immer mit Gelbwurstscheiben verwöhnt. Und der Bub beisst jetzt mit vergleichbarer Freude in sein rosa Würstel, gerade so, wie ich damals in meine Gelbwurst mit Petersilie. So schlecht kann das Wienerle also wohl doch nicht sein…

Nichtsdestotrotz bin ich recht dankbar, dass ich es nicht auf einen Versuch ankommen lassen muss, denn, nachdem Mutter und Kind den Laden verlassen haben, richtet die Thekenlady ihre Aufmerksamkeit nun auf mich, beglückt mich aber lediglich mit interessierten Fragen: woher wir denn kommen, wohin wir fahren, wie es uns gefällt. Aus dieser anfänglich recht oberflächlichen Konversation entspinnt sich bald ein wirklich nettes Gespräch, in dessen Verlauf ich einiges über Keimoes und seine Geschichte erfahre. Zudem bekomme ich endlich aus berufenem Munde erklärt, wie man den Namen des Städtchens korrekt ausspricht: „Keımʊəs“ – was ja fast bayrisch klingt. Endlich weiß ich das nun auch. Und das meine ich ernst! Denn im Jahre 1992 war ich schon mal hier und rätselte bereits damals, wie der Name wohl richtig prononciert werden mag. Somit hat sich mit dem heutigen Slaghuis-Besuch also nicht nur ein fulminantes Abendessen zu uns gesellt, sondern auch ein kleines, für mich interessantes Alltags-Rätsel gelöst. Herzlich verabschiede ich mich von meiner sympathischen Geschichts- und Sprachlehrerin und geselle mich zu meinen Reisegenossen, die auf dem Parkplatz bereits ungeduldig auf mich warten. „Barbara, welche Recherchen hast du denn wieder betrieben?“ „Ach, nur a bissi Geschichte, Heimat- und Sprachkunde, aber das Wichtigste konnte ich nicht in Erfahrung bringen – nämlich wie diese rosa Wurstpalette hergestellt wird. Das traute ich mich einfach nicht zu fragen…!“

Rustikales Hinweisschild
Weinstöcke überall
Reste des Hochwassers










Okay, so wichtig ist das nun auch wieder nicht, vor allen Dingen, weil der Kunstwurst-Kelch ja an uns vorüber gegangen ist, dem Heiligen Hubertus sei Dank. Voll aufproviantiert mit Leckereien mit und ohne Naturdarm, mit stillen und bizzelnden Rebensäften, frischem Brot und Gemüse, entern wir erneut unseren fahrbaren Untersatz und setzen den Weg Richtung KTP fort. Die dicht befahrene Straße führt zunächst durch kleine, gepflegte Siedlungen, zahlreiche Weinpflanzungen und andere landwirtschaftlich genutzte Gebiete, hinaus aus dem Dunstkreis Keimoes’, hinüber über den Oranje, dessen Hochwasser-Hinterlassenschaften immer noch in eindrucksvoller Menge in den Brückenverstrebungen hängen. Danach wird die Landschaft sichtbar karger, das Grün deutlich weniger, der Verkehr spärlicher. Jedoch nicht für lange, denn wir nähern uns der 50.000 Einwohner zählenden Nordkap-Metropole Upington, die uns mit rauchenden Schloten und schier unendlichen Gewerbegebieten empfängt. Das ist ein regelrechter Kulturschock ist das für uns, der auch nicht gemildert wird, als wir weiter in die Innenstadt vordringen. Unzählige Schilder, Ampeln, Menschen, Autos! Nach zwei Wochen der relativen Abgeschiedenheit fühlen wir uns hier fast wie Hillbillies, die man unversehens zur Rushhour nach New York gebeamt hat. Doch unsere Fähigkeiten, sich in der Zivilisation zu orientieren, sind noch vorhanden und so haben wir keine Probleme, den bedrohlichen Krakenarmen dieses „Großstadt-Molochs“ auf direktem Wege zu entrinnen. 

Man wird schier erschlagen
Schilderwald Upington
Gewerbegebiet Upington










Links ab auf die R360, erleichtertes Passieren der letzten Industriegebiete – und schon umfängt uns erneut ein weitestgehend menschen- und verkehrsarmes Gebiet. Die wellenartigen Sanddünen der Kalahari lassen unser Auto wie ein Achterbahn-Wägelchen auf und ab wandern – lediglich die Kurven fehlen – ansonsten aber ist das Gefühl schon recht ähnlich, wenn wir von einem Dünenkamm, knapp am Freiflug vorbei, ins nächste Tal hinuntersausen. Nach langer Wellenfahrt schließlich durchqueren wir eine Ebene mit Salzpfannen, das Jahrmarkt-Feeling macht kurz Pause, dann aber geht es wieder los. Rauf, runter, rauf, runter, huiiii! Irgendwann jedoch, trotz aller „Abwechslung“, verlangen unsere Mägen nach Ruhe, unsere Beine nach Bewegung, unsere Augen nach einer Unterbrechung des Aufs und Abs. So also halten wir an einem kleinen, überdachten und leider recht vermüllten Rastplatz, dessen Abfalltonne so überfüllt ist, dass alles, was nicht mehr reinpasste, nun recht malerisch die weitere Umgebung schmückt. Plastikflaschen, Aludosen, Glasscherben, Chipstüten, aber auch Klopapier und menschliche Fäkalien – olfaktorische Krönung des Ganzen ist schließlich der unvermeidliche Pissgeruch. Toll! Nur kurz vertreten wir uns hier die Füße, verständlicherweise, dann schaukeln wir rasch weiter. Auf, ab, auf, ab. Allmählich jedoch wird es flacher; nun kann es zum KTP nicht mehr weit sein.

Auf und ab in den Dünen
Salzgewinnung in der Pfanne
Es ist kurz mal eben...










Und tatsächlich erreichen wir bald darauf, so gegen halb vier, das Gate von Twee Rivieren, wo wir rasch die Grenz- und Parkformalitäten hinter uns bringen. Dann geht es weiter zur nächsten Station – dem Shop von Twee Rivieren Camp, in dem Heinz und ich nach neuer Bestimmungsliteratur sehen möchten. Ein kurzer Blick in die Bücherecke jedoch zeigt mir sofort, dass nichts im Sortiment ist, was für mich von Interesse wäre. Schade! Während Heinz noch weiter stöbert, schlendere ich inzwischen durch den Laden und bleibe plötzlich an einem Kleiderständer mit Kinderklamotten kleben. Gottle, sind das nette Sachen! Weit entfernt von jeglichen Rosa- und Blautönen, präsentiert sich mir eine Palette farbenfroher Strampler, Kleidchen, Shorts und Shirts, die allesamt von liebevoll applizierten, afrikanischen Tiermotiven geziert werden. Mensch, das wäre doch was für meine zukünftige Patentochter, zu deren Taufe im Juli ich die stolze Patin geben darf. Das Lieblingstier der Mama des kleinen Täuflings, meiner besten Freundin, ist die Giraffe – und da meine Patentochter in ihrem zarten Alter natürlich noch keine eigenen Tiervorlieben entwickelt hat, richte ich mich deshalb nach Muttis Präferenzen und werde glatt fündig. Ein herziges Kleidchen in Safaribeige mit orangen Rüschen und aufgenähtem Langhals putzigsten Gesichtsausdrucks nebst grünem Shirt und Mützchen weckt meine Begeisterung, die noch steigt, als ich das Etikett lese: hergestellt in Südafrika mit südafrikanischer Baumwolle, Fair Trade, faire Löhne und Verzicht auf chemische Behandlung der Stoffe. Sagenhaft – wie gemacht für die Kleine, ihre giraffenaffine Mama und zudem auch noch das perfekte Mitbringsel einer afrikaverrückten, baldigen Patentante! Beglückt erstehe ich das Ensemble, während Heinz, nicht weniger beglückt, zwei neue Bestimmungsbücher zur Kasse trägt.

Twee Rivieren Gate
Mützchen und a bissi Kleid
Tele-Oryxe










Dieser kurze Einkaufsbummel war also ein Erfolg auf ganzer Linie. Aber nun ist Schluss mit Shoppen und Zivilisation, denn wir wollen endlich wieder in die Wildnis und die Stille der Wüste genießen. Doch das ist leichter gesagt als getan, denn der Hauptweg des KTP, säuberlich eingefräst in die Sohle des Nossob-Tals, ist quasi ein touristischer Highway, auf dem sich allerlei Fahrzeuge tummeln. Und noch einen Nachteil hat diese ungeteerte Straße: sie liegt tiefer als das umliegende Gelände und wird zudem von bisweilen hüfthohen Sandwällen gesäumt. Schon zur Trockenzeit, wenn hier kaum Gras wächst, ist das extrem hinderlich bei der Wildbeobachtung. Jetzt aber, nach den vorausgegangenen Regenfällen, steht das Gras meterhoch und trotz unseres relativ hochbeinigen Autos sehen wir streckenweise nichts als Gras. An höher liegenden Abschnitten gelingt es uns zumindest hin und wieder, einen Blick auf riesige Oryxherden und ungewöhnlich große Straußenscharen zu erhaschen. Dank des flachen Geländes aber beschränkt sich unsere Sicht jedoch hauptsächlich auf die oberen Körperhälften der Tiere, sprich das Gehörn, die Köpfe und Hälse, bestenfalls noch den Widerrist beziehungsweise Rücken. Kleinere Vierbeiner hingegen, wie zum Beispiel Springböcke oder Gnus, bekommen wir gar nicht zu Gesicht, denn diese Kurzhälse sind einfach zu zwergig, um das hohe Gewoge zu überragen – zumal aus unserer Maulwurfposition heraus. Doch die Natur erbarmt sich unser und schickt uns für einen kurzen Moment eine große Schildkröte, die zwar deutlich sichtbar die Fahrbahn überquert, gleich darauf aber eiligen Schrittes erneut in der grasigen Straßenböschung verschwindet.

Schildkröte
Gras, Gras, Gras! Das macht echt keinen Spaß. Um dieser frustrierenden Situation zu entkommen, ergreifen wir alle Maßnahmen, die uns zur Verfügung stehen. Ad eins biegen wir auf den nächstbesten Nebenweg ab, der zwar ziemlich uneben und löcherig ist, aber immerhin nicht tiefer liegt, als das angrenzende Gelände. Ad zwei, und damit erschöpfen sich unsere Möglichkeiten auch schon, ziehen wir einen Joker aus dem Ärmel: Annette und Jochen hatten vor kurzem das Dach ihres Land Rovers öffnen und eine Safariluke einbauen lassen. Diesen Luxusaussichtspunkt weihen wir jetzt feierlich ein, nehmen das Textilverdeck ab und stellen uns erwartungsfroh auf unsere Sitze. Ja, so kann man wirklich gut sehen und weit über die Grasebene blicken. Solange das Auto steht… Kaum aber setzt es sich auf der Rumpelpiste in Bewegung, offenbaren sich zwei kleine, konstruktionsbedingte Schwachstellen, die etwas schmerzhafte Konsequenzen haben. Zur Erklärung: es wurden zwei große, rechteckige Löcher in das Dach geschnitten, die sich ausdehnungstechnisch über Vordersitze und Rückbank erstrecken. Diese Öffnungen dichtete der afrikanische Handwerker im Wageninneren mit kunstlederbezogenen Schaumstoffstreifen ab und montierte jeweils vier, auf Gehrung geschnittene, mit Druckknopfösen versehene Aluschienen auf der Dachoberseite. So weit, so gut. Allerdings ist das Ergebnis nicht ganz zufriedenstellend, zumindest nicht nach deutschen Präzisionsmaßstäben. Sägegrate wurden nicht abgefeilt, die Gehrungen passen nicht ganz exakt und die Schienen wurden nicht gepolstert. Und das ist eine harte Angelegenheit auf dieser Schaukelpiste. Wir klammern uns also an den kantigen Schienen fest und holen uns das ein oder andere Hämatom an Unterbrust und Armen. Das jedoch ist nicht so schlimm; mehr Sorgen bereiten mir die scharfkantigen Gehrungen, an denen ich mehrmals mit dem Unterarm entlangschrappe. Um diese Ecken risikotechnisch etwas zu entschärfen, bastle ich kurzerhand Schutzüberzieher aus Karton – dann erst kann ich die neue Safariluke in vollen Zügen genießen, und sie ist wirklich toll. Wir holpern durch die Landschaft abseits der Hauptpiste und sehen nun auch endlich wieder „ganze“ Tiere. Sogar so kleine wie Borstenhörnchen, die aufgeregt mit ihren buschigen Schwänzen schlagen, sich gegenseitig knabbernd liebkosen und ganz nebenbei an der Vergrößerung ihrer Eingangslöcher arbeiten, vorzugsweise mitten auf der Fahrspur. Unter einem Baum rupft ein zierlicher Greifvogel seine gerade geschlagene Beute, Springböcke gummiballen durch die Gegend, Strauße nehmen genüssliche Sandbäder und die dargebotene Realität schiebt sich peu à peu, Sichtung für Sichtung, deckungsgleich über unsere hohen Erwartungen.

Ganze Oryxe!
Ferner Straußenharem
Parotomys brantsii










Gegen 18 Uhr dann, die Dämmerung setzt bereits ein, erreichen wir Rooiputs, unser heutiges Nachtlager. Das Camp mit sechs ausgewiesenen Sites erstreckt sich über die Südwestseite eines kleinen Hügels und auf jedem Platz thront man auf ganz eigene Art und Weise über dem Geschehen der darunter liegenden Ebene. Letztes Mal hatten wir eine Site, die ziemlich weit unten lag und trotzdem war die Sicht wunderbar. Heute hingegen sind wir ganz oben, der Ausblick ist gigantisch, wir sind allein auf weiter Flur und fühlen uns so richtig angekommen in dem Teil des KTP, den wir so lieben. Doch halt, ganz alleine sind wir nicht: unser Platz nämlich ist die Heimat zahlreicher Pfeifratten, die sich jetzt, nach einer kurzen Gewöhnungsphase an uns Eindringlinge, wieder neugierig aus ihren Löchern trauen. Dennoch sind sie recht scheu und tauchen sofort unter, wenn sie die Aufmerksamkeit, sprich eine Kamera, auf sich gerichtet sehen. Trotzdem gelingen mir ein paar Fotos von den putzigen Nagern, gerade noch rechtzeitig, bevor sich einer meiner größten Geburtstagswünsche vorzeitig erfüllt: das Konzert der Bellgeckos beginnt! Das ist ein akustisches Ereignis, auf das ich mich unendlich gefreut hatte, aber nicht sicher sein konnte, es tatsächlich wieder erleben zu dürfen. Ein wirklich magischer Moment: die letzten Strahlen der Sonne küssen die grasbewachsenen Hügelspitzen der Umgebung, die Geräuschkulisse des Tages verstummt allmählich, ein erstes „Hehehehe“ ertönt, wird beantwortet und plötzlich erschallt ein kichernder Chor – aus Millionen winziger Geckokehlen. Rasch lege ich meine Kamera beiseite, setze mich auf die betonierte Kante unseres Schattendachs und lausche hingebungsvoll. Heinz gesellt sich zu mir, legt den Arm um mich, wohl wissend, was dieses Wunschkonzert für mich bedeutet, und wir genießen es gemeinsam. Nach einer unvergesslichen, zeitlosen Weile hält die Dunkelheit Einzug, der Geckogesang wird langsam dünner, das lachende Gezirpe vereinzelt sich allmählich, verebbt schließlich fast ganz.

Güldenes Licht
Sagenhafter Ausblick
"Unser" Schattendach











Wir lösen uns aus unserer Verzauberung, bauen unser Zelt auf und gehen anschließend Annette und Jochen zur Hand, die schon eifrig am Feuermachen und Rühren sind. Teig? Gibt es denn heute Pfannkuchen? Nein! Jochen rührt Teig, und zwar für einen Kuchen, meinen Geburtstagskuchen, der später im Lagerfeuer gebacken werden soll. Was für eine nette Idee! Hoch erfreut und gerührt übernehme ich mit Heinz die Zubereitung des Dinners, das heute aus Folienkartoffeln und deftiger Grillwurst besteht. Gemütlich quatschen wir uns nach dem Essen in die Nacht, sind jedoch lange vor Mitternacht in unseren Schlafsäcken – um in meinen Geburtstag hineinzufeiern, dazu sind wir einfach viel zu müde…


Weitere Impressionen des Tages:

Deutscher Unigruß
Wir kommen der Wildnis näher
Straßenbild Upington

Opfer der gestrigen Kollision

Zaungast am Rastplatz

Wanze auf Müll


Freundlich kuckt der Mond


Rooiputs Campsite











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